Bauingenieurwesen allgemein

Was macht eigentlich ein Bauingenieur / eine Bauingenieurin?

BauingenieurInnen entwerfen, planen und konstruieren Gebäude aller Art – vom Einfamilienhaus bis zum Flughafen. Dabei gibt es sehr weit gestreute Aufgaben. Hier sind einige wichtige:

  • Das verbreitetste Bild ist wahrscheinlich die Bauleitung. Das sind die Personen, die mit Helm, Regenjacke und Zollstock über Baustellen laufen, mit ArbeiterInnen sprechen und dabei wild in verschiedene Richtungen zeigen. Natürlich gehen die Aufgaben der Bauleitung weit darüber hinaus. Er oder sie ist unter anderem dafür verantwortlich, dass alle Unternehmen zur richtigen Zeit die richtigen Arbeiten machen und dass alle Geräte und Materialien an der richtigen Stelle lagern. Die Bauleitung ist für den reibungslosen und sicheren Arbeitsablauf des Bauprojekts zuständig. Das schließt sowohl die Planung vor Baubeginn als auch die Abrechnung nach Bauende ein. Dafür muss er/sie sich sowohl mit den Verfahren und Geräten auf der Baustelle auskennen als auch Organisationstalent besitzen.
  • Eine weitere wichtige Spezialisierung ist die Tragwerksplanung. Dort berechnet man Traglasten für komplexere Bauvorhaben und wählt die passenden Materialen und Bauverfahren aus. TragwerksplanerInnen stellen sicher, dass ein Gebäude den Sicherheitsanforderungen gewachsen ist, ohne dass vor lauter tragenden Teilen kein Platz mehr für die eigentliche Nutzung bleibt. Dabei arbeitet man mit PrüfingenieurInnen zusammen (manchmal auch gegen sie), die von staatlicher Seite die statischen Berechnungen auf Richtigkeit und Zulässigkeit überprüfen. Was vielleicht eintönig klingt, ist von höchster Bedeutung: Ohne die Tragwerksplanung würden sehr viel mehr Gebäude einstürzen und das ist, um einen Professor zu zitieren, gesellschaftlich nicht akzeptiert.
  • Daneben gibt es noch unterschiedlichste FachplanerInnen. Diese beschäftigen sich mit einzelnen (oder mehreren) Spezialthemen, wie zum Beispiel Wärmedämmung, Brandschutz, Energieversorgung oder dem Baugrund. Oft arbeiten zahlreiche FachplanerInnen gemeinsam an einem großen Projekt.
  • Ein oft übersehener Bereich des Bauingenieurwesens ist das Verkehrswesen. Im Straßenwesen zum Beispiel bemisst man Straßen so, dass die Straße nicht zu schnell verschleißt und Fahrende automatisch wissen, wie sie sich zu verhalten haben. in der Verkehrsplanung regelt man Verkehr an Knotenpunkten (reicht eine Vorfahrtsregelung oder braucht man eine Ampel?) und simuliert die Auswirkungen von Baumaßnahmen wie einer neuen Straße oder einer kurzzeitigen Sperrung. Dabei arbeitet man mit komplexen Simulationen und groß angelegten Datenerhebungen.

Dies sind nur die wichtigsten Spezialisierungen. Selbstverständlich sind auch am Bau von Brücken, Tunneln, Masten, Brunnen, Staudämmen, Kraftwerken, etc. BauingenieurInnen beteiligt - dort gibt es überall unterrschiedliche Anforderungen, die man mit der entsprechenden Vertiefung erfüllen kann. Aber nicht alle BauingenieurInnen sind unmittelbar mit Bauen beschäftigt:

  • Im Wasserbau kümmern sich Verantwortliche um die Trinkwasserversorgung für Siedlungen und den Schutz vor Hochwassen. Sie konstruieren Kläranlagen, Rückhaltebecken, aber auch Staudämme und Schiffshebewerke.
  • Entgegen der populären Annahme ist das Facility-Management nicht nur die schickere Bezeichnung für Hausmeistertätigkeiten. Die ManagerInnen sorgen vor, während und nach der Benutzung dafür, dass das Gebäude wirtschaftlich benutzt werden kann. Unter dem neudeutschen Schlagwort Life Cycle Management sollen dabei die Kosten für Bau, Betrieb, Sanierung und Abriss insgesamt niedrig gehalten werden – natürlich schließt das auch Wartung und Reinigung ein. Auf einer höheren Ebene kann er oder sie zum Beispiel dafür verantwortlich sein, dass ein großes Unternehmen immer die richtigen Betriebsflächen zur Verfügung hat oder dass ein Finanzunternehmen nur rentable Gebäude kauft oder beauftragt.
  • Auch im Baurecht und der Raumplanung sind viele BauingenieurInnen beschäftigt. Dabei geht es vor allem darum zu regeln, was wo gebaut werden darf, ob auf landesweiter oder kommunaler Ebene.

Das ist noch lange keine vollständige Aufstellung. Mit einem abgeschlossenen Bauingenieurstudium hat man Ahnung von ziemlich vielem, von Werkstoffkunde und Mechanik über Kalkulationen und Buchhaltung bis hin zu Logistik und Management. Damit muss man dann nicht einmal unbedingt im Bauwesen arbeiten.

Warum soll ich das studieren?

BauingenieurInnen entwerfen die Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Leben ohne Handy? Nicht so nett. Leben ohne Auto oder Bahn? Auch nicht schön. Aber ohne Häuser wäre unsere Welt doch sehr viel unbequemer. Von allen Ingenieursdisziplinen ist das Bauwesen mit Abstand das älteste. Oder wurden die Steinzeithütten etwa von Elektrotechnikern gebaut?

Spaß und Pathos beiseite, im Bauwesen hat man wohl mehr als überall sonst die Möglichkeit, die Umwelt zu gestalten. Sei es nun ein Staudamm, ein Flughafen oder ein Wohnhaus, Gebäude haben immer ganz enorme Auswirkungen auf ihre Umgebung und die Menschen die dort leben – und das für eine normalerweise ziemlich lange Zeit.

Zugegeben: im Bauingenieurwesen verdient man nicht ganz so viel wie in anderen Ingenieursdisziplinen, da das Bauwesen kulturell bedingt geringe Gewinnmargen hat. Das Einstiegsgehalt liegt in den meisten Fällen knapp unter 3000€. Dafür haben die meisten Studierenden schon eine Arbeitsstelle sicher, bevor sie überhaupt ihren Abschluss haben. Oft haben sie diese über ein Praktikum oder durch ihre Masterarbeit erhalten. BauingenieurInnen sind begehrt und Unternehmen schätzen es, wenn sie potentielle Angestellte durch vorherige Zusammenarbeit einschätzen können.

Als BauingenieurIn steht man immer wieder vor neuen Herausforderungen. Kein Plan überlebt den Baubeginn und oft genug muss noch während des Baus um geplant werden, beispielsweise weil ein wichtiges Bauteil nicht geliefert werden kann oder eine Genehmigung nicht rechtzeitig erteilt wird. Gleichzeitig sind wie schon beschrieben immer etliche Fachbereiche zu koordinieren und zahllose Einflüsse zu berücksichtigen. Über allem steht noch das große Alleinstellungsmerkmal des Bauingenieurwesens: man kann nicht ausprobieren. Ein Crashtest mit einem Auto ist kein großes Problem, aber Gebäude sind immer Unikate. Alles muss vorher durchgeplant und kontrolliert sein, weil Fehler oder Grobschlächtigkeit Menschenleben kosten können.

http://www.ingenieurwesen-studieren.de/bauingenieur-studium/

http://www.werde-bauingenieur.de/

https://jobtensor.com/Studium/Bauingenieurwesen

Bauingenieurwesen und der Architektur

Auch wenn wir Bauingenieurstudierenden gern so tun als könnten wir sie nicht leiden, sind ArchitektInnen auch sehr wichtig. Im Gegensatz zu BauingenieurInnen lernen ArchitektInnen aber deutlich mehr über Gestaltung und Design. Außerdem haben sie funktionale Aspekte im Blick, zum Beispiel die Anordnung von Räumen und Anlagen, um Laufwege kurz zu halten und die Übersichtlichkeit zu bewahren. Gerade bei kleineren Projekten überschneiden sich die Aufgabengebiete aber doch stark: Die Berechnungen für ein Einfamilienhaus können ArchitektInnen genauso gut anstellen wie BauingenieurInnen. Bei größeren Projekten arbeiten die beiden Disziplinen allerdings fast immer zusammen.